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Eskalation! – Mein Abend vor der großen Prüfung

Vom Fressflash übers Kampflernen zur totalen Resignation: Wie ticken Studierende, wenn der Countdown zur nächsten Prüfung läuft? Fünf, die es wissen müssen, über die „Stunden davor“.

Protokolliert von Gustav Beyer

 

Amelie, 23, studiert Englisch und Ethik für das Lehramt an der Mittelschule

Am Abend vor einer Prüfung ist mir alles egal. Früher bin ich ausgeflippt. Ausflippen ging bei mir so: Ich habe in Chat-Gruppen alles erfragt, was mir in dem Moment nicht eingefallen ist. Mittlerweile bin ich entspannt, weil ich realistisch einschätzen kann, dass ich genug gemacht habe. Haltet euch von denen fern, die total Stress machen und am Ende doch die besten Noten kriegen!

Heute gehe ich meistens früh ins Bett. Lernen bringt jetzt eh nichts mehr, denke ich. Morgens um superfrüh Uhr sieht das dann schon anders aus: Ich rette, was noch zu retten ist – und plappere wie ein Wasserfall mit dem Lernstoff meine Kommiliton*innen zu, um mir selbst zu beweisen, dass ich „alles kann“! Erfahrungsgemäß kommt in der Prüfung immer das dran, was ich am Abend zuvor mit dem Gedanken „Ach, fragen die eh nicht nach!“ zur Seite gelegt habe.

Auf Alkohol versuche ich bewusst zu verzichten, ich will ja nicht die mühsam aufgebauten Hirnwindungen wieder zerstören! Das mache ich dann nach den Prüfungen.
 


Anna Gumbert, 22, studiert Kultur- und Medienpädagogik

Am Abend vor der großen Prüfung – ist eh schon alles verloren. Denke ich mir und mache mir statt Panik lieber ein Nutellabrot. Vielleicht ist ja auch was in der Glotze?

Im Ernst: Wenn ich am Abend feststelle, was ich bis jetzt alles noch NICHT gemacht habe, läuft es mir heißkalt den Rücken runter und an Schlaf ist auch nicht zu denken. Deswegen wälze ich mich ewig im Bett hin und her und bereite mich schon auf den Prüfungsmorgen vor: Retten, was noch zu retten ist. Mein Kurzzeitgedächtnis hat mich noch nie im Stich gelassen.

Als Filmtipp gegen die Prüfungsangst habe ich zwei Empfehlungen. Bei größter Verzweiflung (also allem, was mit Mathe, Statistik oder allgemein mit Zahlen zu tun hat) können zwei bis zwölf Folgen „Shaun das Schaf“ nur helfen. Wenigstens beim Einschlafen, was das Schäfchenzählen betrifft.

Soll hingegen der Kampfgeist geweckt werden (Nehmen wir also an, von der Note hängt einiges ab), dann liegt „300“ im Player. 300 mutige Griechen, die sich einem unbesiegbaren Heer im Kampf stellen – was kann den Ehrgeiz mehr anstacheln? Ich finde mich darin jedenfalls wieder und kann mein Nutellabrot mit enthusiastischem Siegeswillen verspeisen.
 


Charlotte Weber-Spanknebel, 20, studiert Italienisch

Spätestens zwei Tage vor meiner Prüfung verlasse ich die Wohnung nicht mehr. Es sei denn, meine Lieblingsschokolade – 80 Prozent Edelbitter, Leute! – ist alle. Die zwei Gehminuten zum Discounter nebenan werden dann zum Glanzlicht des Tages.

Zurück in der Wohnung, ist der Boden übersät mit randvoll bekritzelten DIN-A4-Blättern, allesamt penibel sortiert und gefaltet. Das sieht vielleicht nach Arbeit aus! Der Laie erkennt darin vielleicht ein Chaos, ich finde aber, das ist nur ein vermeintliches Durcheinander. Meistens jedenfalls.

Ich springe von Papier-Insel zu Papier-Insel, laufe im Kreis, rede vor mich hin und erkläre meinem imaginären Zimmergenossen (dem ich vielleicht langsam mal einen Namen verpassen sollte), wie viele Hebungen, Kadenzen und Zäsuren ein verdammter Knittelvers hat. Manchmal bekomme ich auch Feedback von meinem Nachbarn, der mich von seinem Balkon aus umhertanzen sieht. Er ist überhaupt einer der wenigen Menschen, die ich zur Prüfungszeit zu Gesicht bekomme, abgesehen vielleicht von meinen Mitbewohner*innen.

In den Stunden vor meinem großen Prüfungsmoment trinke ich insgesamt um die vier Liter Tee. Das hat unter anderem den positiven Effekt zur Folge, dass ich meinen Kreislauf durch das Gerenne zum Klo wieder auf Vordermann bringe. Klingt doof, ist es auch, aber hat bis jetzt irgendwie immer funktioniert. Mit der Strategie besiege ich vielleicht nicht meine Nervosität, aber ich bin stolz, wenigstens einen Weg gefunden zu haben, mit ihr klarzukommen.
 


Peter Bannier, 22, studiert Philosophie

Ich finde es nicht einfach, vor einer Prüfung Ruhe zu bewahren. Besonders dann nicht, wenn ich hohe Erwartungen an das Ergebnis habe. Jedes Mal ärgere ich mich, wenn ich merke, dass die Vorbereitung eigentlich kein Problem gewesen wäre, wenn ich mit dem Lernen mal ein paar Wochen früher angefangen hätte!

Prüfungen bedeuten für mich: Stress, Aufregung und unruhigen Schlaf. Das geht mir ziemlich auf die Nerven! Dennoch rede ich mir ein, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wenn ich nochmal über alles drüberschaue, starte ich meistens mit ein wenig Motivation. Doch nach einer halben Stunde und dem ersten ermüdenden Prüfungstext kann ich das mit der Motivation auch streichen. Meine Strategie: effizienter arbeiten!

Was mich vom Schreibtisch lockt, ist kein Kaffee, sondern Mut zur Lücke! So eine Lücke darf ruhig einmal größer sein, wer soll sich schon den ganzen Stuss merken können? Ich frage mich also: Was ist wirklich wichtig? Nur darauf richte ich kurz vorher den Fokus, so lasse ich mich während der Prüfungen auch nicht von unwichtigen Details irritieren.

Mit der Strategie gewinne ich Zeit, um mich abzulenken. Mein Lieblingsrezept gegen den Vorabend-Stress heißt „Sport“, denn dabei kann ich richtig durchatmen und auf andere Gedanken kommen.

Letztlich ist die Prüfung immer viel schneller vorbei, als ich vorher befürchtet habe – und jedes Mal denke ich mir hinterher: Die Aufregung hätte ich mir eigentlich ganz schenken können.


Melanie Lal, 22, studiert Geschichte und Politikwissenschaften

„Was du bis jetzt gelernt hast, schaffst du nun auch nicht mehr“ – Was für ein dummer Satz! Natürlich kann man sich noch bis zur letzten Sekunde Lernstoff ins Kurzzeitgedächtnis hämmern. Man darf dann nur nicht die Sinnfrage stellen. Dieser Extremfall kommt bei mir aber zum Glück nicht häufig vor.

Die ausgedruckten Folien der Vorlesung gehe ich am Vorabend nochmal durch. Ich hoffe, dass sich mein lernwilliges Unterbewusstsein jetzt noch die Fakten einprägt, die ich bisher übersehen hatte. Ob ich dann noch weiterlerne oder nicht, entscheide ich nach Gefühl.

Mein Lernwille ist aber auch an so viele Faktoren geknüpft! Zum Beispiel kommt es bei mir sehr auf das Fach an. In der Lernphase versuche ich mich nur auf die Prüfung und ihre Inhalte zu konzentrieren, weswegen die Küche nur zum Kaffeekochen und Auftauen der Pizza genutzt wird. Schlaf ist auch überbewertet vor ernsteren Prüfungsangelegenheiten – bei mir jedenfalls.

Panik hatte ich damals nur vor der Abi-Prüfung. In der Uni lerne ich weitestgehend das, was ich mir vorher selbst ausgesucht habe. Das motiviert wirklich! Wenn’s mit dem Lernen nicht klappt, kann ich die Prüfung glücklicherweise aufschieben, also zum Beispiel ins nächste Semester legen oder manchmal sogar eine Hausarbeit stattdessen schreiben. Das nimmt mir den Druck und lässt mich tiefenentspannt in Prüfungen gehen, auf die ich gut vorbereitet bin. Dann habe ich morgens sogar noch Zeit für einen Tee.

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